In diesem Jahr führte uns unsere Dreitagetour nach Herzberg, der ehemaligen Residenzstadt am Südrand des Harzes. Hoch oberhalb der Stadt thront das im 16. Jahrhundert in Fachwerkbauweise wieder neu errichtete Schloss. Hier haben bis ins 18. Jahrhundert hinein verschiedene Linien der Welfen residiert. Heute wird das Schloss als Amtsgericht und Museum genutzt.
Nachdem wir unser Quartier im Englischen Hof bezogen hatten, ging es gleich mit dem Bus zu unserer ersten Wanderung „Rund um Lonau und weiter nach Herzberg“.
Lonau, ein Ortsteil von Herzberg, liegt in einem vom Nationalpark Harz ausgeklammerten Gebiet als Sackgassenort unterhalb des Höhenzugs „Auf dem Acker“.
Vom Wanderparkplatz im Ort ging es durch das Kirchtal hinauf auf einen sehr schönen Rundwanderweg, der sternförmig um Lonau herumführt.
Auf der westlichen Seite oberhalb von Lonau befindet sich das Auerhuhn-Schaugehege. Das Gehege wird von der Rangerstation, die im Dorfgemeinschaftshaus in Lonau unterbracht ist, betreut.
Nach unserer Rast ging es nun in südlicher Richtung zurück nach Herzberg. Unser Weg führte uns größtenteils entlang des Flüsschens Lonau, das im Ort Lonau aus dem Zusammenfluß der beiden Gebirgsbäche Kleine und Große Lonau entsteht.
Am Ortseingang von Herzberg erreichten wir den (nördlichen) Karstwanderweg, der durch Herzberg in einer südlichen und einer nördlichen Variante führt. An einer etwas unscheinbaren Stelle direkt am Weg befindet sich die alte Ernst-August-Quelle.
Kurz bevor die Lonau in die Sieber fließt, muss die Lonau noch eine kleine Felswand überwinden und fließt an dieser Stelle mehrere Meter in die Tiefe.
Ab hier folgt der Karstwanderweg nun dem Mühlengraben, der sein Wasser in der Nähe des Wehrs aus der Sieber bekommt. Der Mühlengraben wurde bereits im Mittelalter angelegt und versorgte die Herzberger Mühlen mit Wasserkraft.
Im Zentrum von Herzberg verlassen wir den Mühlengraben. Der Karstwanderweg führt nun um den Juessee herum. Der Juessee, an dem unsere Unterkunft liegt, ist ein Erdfallsee, der infolge von Auslaugung durch Grundwasser entstanden ist.
An unserem ersten Abend in Herzberg haben wir im Hotelrestaurant „Ben“ zu Abend gegessen. Das Essen war sehr lecker und Bettina, die freundliche Mitarbeiterin im Restaurant, hat uns super bewirtet. Danke Bettina!
Am zweiten Wandertag sind wir nach einem Frühstück, das keine Wünsche offen ließ (inkl. Sekt!), mit dem Linienbus nach Barbis gefahren. „Auf dem Karstwanderweg – mit schönen Umwegen“ so unser heutiges Motto.
Den Karstwanderweg erreicht man in Barbis etwas versteckt „Am Zoll“ (heute das Gelände des ASB). Von hier führt der Weg steil hinauf zur Burgruine Scharzfeld. Vor dem Aufstieg kreuzten wir die kaum noch erkennbare alte Bahnverbindung Scharzfeld – St. Andreasberg. Das letzte Teilstück für den Personenverkehr bis Bad Lauterberg wurde, sehr zum Leidwesen der Lauterberger, 2004 eingestellt.
Nachdem wir die ersten etwas schweißtreibenden 120 Höhenmeter überwunden hatten, kamen wir am Burggelände an. Die Ruine liegt auf einem Dolomitfelsen oberhalb des Odertals.
Erstmals erwähnt wurde die Burg 1131. Ihr Ende fand sie 1761, als französische Truppen die Burg im siebenjährigen Krieg (1756-1763) belagerten und schließlich schleiften.
“Wo es raufgeht, geht es auch wieder runter“ – und umgekehrt.
Nun ging es durch den schönen Wald wieder abwärts in das Hasenwinkeltal zu unserem nächsten Aufstieg, der zur Einhornhöhle führt.
Die Einhornhöhle ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel im Harz. Leider reichte unsere Zeit nicht aus, um an einer Höhlenführung teilzunehmen. Wir machten auf dem Gelände an der Höhle aber eine Pause, um uns über die Besonderheiten dieser Höhle zu informieren.
Durch die archäologischen Ausgrabungen wurden viele, über 100.000 Jahre alte Hinterlassenschaften gefunden, die u.a. Aufschlüsse zu den Lebensbedingungen der Neandertaler geben. Teile der Höhle sind noch unerforscht. Die Arbeiten dauern an.
Einhörner hat es hier übrigens nicht gegeben. Bei den Knochenfunden handelt es sich um Überreste von Höhlenbären.
Gleich hinter der Einhornhöhle begann unser „Umweg“ . Hier verließen wir den Karstweg und wanderten auf dem Harzklubweg 13H weiter Richtung Bremketal. Ein wunderschöner schmaler naturbelassener Pfad oberhalb des Bremketals.
Als wir im Bremketal angekommen waren, war der Weg gesäumt von vielen Himbeersträuchern. So kam es, dass wir vor unserer Mittagsrast zuerst die Nachspeise aßen.
Am großen Rastplatz an der Grillhütte mit Waldspielplatz und Naturtretbecken waren gerade junge Leute dabei, die Hinterlassenschaften der Party vom Vorabend wegzuräumen. Laute RAP-Musik begleitete die Arbeiten. Als die jungen Leute uns sahen, wechselten sie zu Schlager – dann doch lieber RAP.
Einige Mitwanderer ließen es sich nicht nehmen, Füße und Beine im Wasser der Bremke abzukühlen.
Gleich hinter dem Rastplatz bogen wir in den R5, einem Rundweg am Baudensteig, ab. Unser Ziel war das Fliegerdenkmal auf der Fulge. Hier erinnern die Scharzfelder an die beiden tschechischen Sportflieger Josef Windsor und Vladislav Nêmeček, die auf ihrem Sternflug zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin hier im Nebel abgestürzt waren.
Nach dem kleinen Aufstieg zum Fliegerdenkmal wurden wir mit viel „Schöner Aussicht“ belohnt. Auf dem Königsbergweg ging es nun gemütlich Richtung Steinkirche. Kurz vor der Steinkirche am Ortsrand von Scharzfeld stießen wir dann wieder auf den Karstwanderweg. Unser Umweg hatte sich gelohnt.
Zur Steinkirche ging es dann noch einmal kurz steil auf einen Felsen hinauf. Die Wolken wurden dichter!
Und schon ging es los. Ein starker Sommerregen ging nieder. Welch ein Glück. Rein in die Kirche.
Nach dem Regen ging es auf dem Karstwanderweg durch eine schöne offene Landschaft weiter Richtung Herzberg.
In der Nähe des Papenberges befindet sich ein Erdfall, in dem in trockenen Sommern der Eichelbach verschwindet. Typisch Karst!
Vor unserem Abendessen blieb noch Zeit, um im Eiscafé am Markt ein wenig zu chillen.
Am dritten Tag brachte uns Andreas aus Osterode mit seinem Bus zu unserem Wandereinstieg in die Nähe von Schwiegershausen. Heute ging es vom Westen her auf dem Karstwanderweg nach Herzberg.
Ein blumiger Start. Weg und Wegrand voll blauer Blumen. Die gewöhnliche Wegwarte, auch Zichorie genannt.
Bei bestem Wanderwetter führte uns der Weg durch die schöne offene Karstlandschaft. Eine vielfältige Blütenpracht erwartete uns. Die Fotografen kamen auf ihre Kosten.
Neben Ziegen weiden hier auf den artenreichen Wiesen auch wieder fast ausgestorbene Rinder. Das rote Harzer Höhenvieh ist eine alte Harzer Rinderrasse, die hier nahe Düna wieder eine Zukunft hat. Zwischenzeitlich weiden die Rinder auch wieder auf anderen Bergwiesen im Harz.
Nahe Düna führt der Karstwanderweg durch das Naturschutzgebiet „Hainholz“. In diesem bewaldeten, stark verkarstetem Gebiet finden sich auf engem Raum viele typische Karstformen wie Erdfälle, Bachschwinden und Karstquelle.
Auf unserem Weg durch das Hainholz kamen wir auch an einer Karstquelle vorbei. Aus der Jettenquelle werden große Mengen gelöster Gips aus dem Untergrund natürlich hinausbefördert . Die Verkarstung schreitet voran. Der Untergrund ist in Bewegung!
Auf unserem Weg nach Hörden, wanderten wir dann wieder im offenen Gelände und hatten weite Blicke auf die Höhen des Harzes Richtung „Auf dem Acker“.
Unsere Mittagsrast verbrachten wir im Eulenhof, der fast direkt am Karstwanderweg in Hörden liegt. In der Diele wurden wir mit Suppe, belegten Broten und „zum Nachtisch“ mit leckeren Torten bewirtet.
Am Ortsausgang von Hörden ging es dann weiter über die Sieberbrücke. In diesem Bereich „verschwindet“ die Sieber gelegentlich in den Karstuntergrund. Wir konnten das leider nicht überprüfen, weil der üppige Uferbewuchs den Blick versperrte.
Nach kurzer Zeit ging es dann noch einmal bergauf in ein schönes Waldgebiet, das wir, oben angekommen, wieder über eine schöne Wiese verließen. Das Schloss Herzberg war nicht mehr weit.
Das Herzberger Schloss wird bereits seit einigen Jahren aufwendig saniert. Große Teile des Innenhofes wurden bereits fertig gestellt, so auch der 37 m hohe Uhrenturm, der eine komplett neue Bleihaut erhalten hat.
Nach einer kurzen Besichtigung führten uns dann viele Treppenstufen hinab nach Herzberg.
Wer durch Herzberg geht, wundert sich vielleicht über die Straßenschilder und Beschilderungen an öffentlichen Gebäuden. Unter der deutschen Bezeichnung ist eine weitere Bezeichnung in einer ungewöhnlichen Sprache aufgeführt. Es handelt sich dabei um die Übersetzung in Esperanto, der internationalen „Brückensprache“.
Seit 2006 führt Herzberg den offiziellen Beinamen „Herzberg – die Esperanto-Stadt“. Hier befindet sich das Deutsches Esperanto-Zentrum, in dem auch regelmäßig Esperanto Sprachkurse stattfinden.
Am Mühlengraben entlang, erreichten wir nach kurzer Zeit unser Hotel. Unsere Koffer waren bereits im Bus verstaut und Dagobert brachte uns zurück nach Bremen.
Es war wieder ein schönes Wanderwochenende.
Bis zum nächsten Jahr. Wie immer – das Wochenende vor Ferienbeginn!