Genusswandern am Selketal-Stieg

Am Wochenende vor den Sommerferien war es wieder soweit. Drei Tage Genusswandern im Harz. Diesmal war Bad Suderode, ein Ortsteil der UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg, unser Ziel.

Gang durch die Quedlinburger Altstadt mit Blick auf die Stiftskirche St. Servatius

Nach unserer Ankunft in Bad Suderode ging es gleich mit dem Bus nach Quedlinburg . Eine geführte Stadtwanderung in dieser über 1000-jährigen Stadt stand auf dem Programm. Die nette Stadtführerin freute sich sehr. Wir waren die erste Gruppe, die sie nach dem langen Lockdown wieder durch ihre Heimatstadt führen durfte.

Der Roland am Rathaus in Quedlinburg

In Quedlinburg findet man zahlreiche Bauten und Bauwerke aus dem Mittelalter – Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten reihen sich in der Altstadt aneinander und das Kopfsteinpflaster in den schmalen Gassen ist zum Teil uralt.

Im Fachwerkmuseum kann man sich die Entwicklung der Fachwerkbaukunst in Quedlinburg ansehen. Dieses im Hochständerbau im 14. Jahrhundert erbaute Fachwerkhaus ist das einzig komplett erhaltene Gebäude dieser Bauuart.

Das Fachwerkmuseum im Ständerbau

Nach der Stadtbesichtigung unternahmen wir einen Abstecher zur Stiftskirche St. Servatius, die weit sichtbar auf dem Schlossberg liegt. Nach kurzer Rast ging es dann durch den Park Brühl auf dem Selketal-Stieg zurück nach Bad Suderode.

Der Selketal-Stieg führt über insgesamt 74 km von Stiege über Alexisbad und Mägdeburg bis Meisdorf. In Meisdorf verlässt der Wanderweg den Verlauf der Selke und führt über Gernrode und Bad Suderode bis nach Quedlinburg.

In Quedlinburg passierten wir die Bode. Die Selke verläuft hier noch nicht.

Auf dieser zehn Kilometer langen Strecke, die über weite Felder führt, hat man eine schöne Sicht auf die südlichen Ausläufer der Teufelsmauer. Die Teufelsmauer, eine bizarre Felsformation, die aus hartem Sandstein besteht, verläuft auf einer Strecke von ca. 20 Kilometern von Blankenburg im Norden bis Ballenstedt im Süden.

Der südliche Teil der Teufelsmauer (Königstein) bei Weddersleben
Gut gelaunte Bremer auf dem Weg von Quedlinburg nach Bad Suderode

Kurz vor unserer Ankunft in Bad Suderode passierten wir die alte Dreibogenbrücke, die über den Quarmbach führt. Über diese Brücke führte früher eine Eisenbahnstrecke, über die ehemalige militärische Einrichtungen bei Bad Suderode versorgt wurden.

Die Dreibogenbrücke (stillgelegte Bahnstrecke) über den Quarmbach am Selktal-Stieg

Am Samstag Morgen fuhren wir mit dem Bus von Bad Suderode nach Mägdesprung. Von dort wanderten wir bei bestem Wanderwetter 15 Kilometer auf dem Selketal-Stieg bis zur Burg Falkenstein.

Mägdesprung am Selketal-Stieg

Mägdesprung ist ein kleiner Ortsteil von Harzgerode und liegt zwischen Alexisbad und Gernrode. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurde hier Eisen verhüttet. In der ehemaligen Maschinenfabrik Carlswerk kann der Besucher sich einen Überblick über die Geschichte der Eisenverhüttung, der Kunstgußproduktion und der ehemaligen Maschinenproduktion verschaffen.

Die ehemalige Maschinenfabrik Carlswerk – heute ein Museum

Flußabwärts entstanden Im Selketal insgesamt vier Hammerwerke (genannt „Hammer I bis IV“).

Mägdesprung Geschichte + Literatur

Die „Schöne Brücke“

Gleich hinter der ehemaligen Maschinenfabrik Carlswerk überquerten wir die Selke über die „Schöne Brücke“ und wanderten nun auf dem Selktal-Stieg, der hier als schmaler Uferweg über felsigen Untergrund führt. Durch die Bewaldung ist dieser Teil des Weges beschattet, so dass es auch bei hohen Temperaturen angenehm kühl ist. Die Botanik ist hier beeindruckend vielfältig.

Wasser, Stege, Felsen und viel Grün
Steinige Wege neben der Selke – durch den Felsentunnel

An der Hammerklippe vorbei und weiter durch einen schmalen Felsentunnel erreichten wir bald das Gelände des ehemaligen „Hammer IV“.

Selketaler Waldgasthof (IV.  Hammer – früher Friedrichshammer genannt).

Der Gasthof befindet sich in der ehemaligen Scheune des Hammerwerkes. In einem weiteren Nebengebäude sind Ferienwohnungen eingerichtet worden.

Leider war der Gasthof, der vegane und vegetarische Kost anbietet, noch geschlossen. Die nette Wirtin begrüßte uns trotzdem herzlich und zeigte uns das Anwesen. Wir haben uns nett unterhalten und kommen bestimmt wieder.

Weiter ging es durch Wald und Wiesen und bald erreichten wir den Abzweig zur Selkemühle. Oberhalb der Selkemühle befinden sich auf dem Großen Hausberg (397 m) die wenigen Reste der ehemaligen Burg Anhalt, der Stammburg der Anhaltiner.

Weil in der Selkemühle die Gastronomie aufgegeben wurde, haben wir unsere Brote auf der nahegelegenen Brücke, die über die Selke führt, ausgepackt.

Picknick auf der Brücke

Hinter der Brücke öffnet sich das Selketal. Auf einem ebenen Weg ging es nun bequem weiter Richtung Burg Falkenstein.

Unsere zweite Rast an einem lauschigen Plätzchen an der Selke

Am Abzweig „Hirschsteinweg“ befindet sich  ein Rastplatz,  Wer Sonne mag, ist hier gut aufgehoben. Wir haben an diesem sonnigen Tag ein schattiges Plätzchen vorgezogen und sind über einen Steg auf die andere Seite der Selke gegangen. Dort befindet sich direkt an der Selke ein offener Rastplatz.

Das Rote Harzer Höhenvieh grast an der Selke

Hier im Tal grasen links und rechts des Weges Rinder. Auch das Rote Harzer Höhenvieh weidet hier.

Die Burg Falkenstein hoch über der Selke

Nach etwa 13 Kilometern haben wir den Abzweig zum Aufstieg zur Burg Falkenstein erreicht. Jetzt wurde es sportlich. Auf dem Eselstieg waren auf nur einem Kilometer 120 Höhenmeter zu bewältigen.

Die Burg Falkenstein wird eng mit dem „Sachsenspiegel“ in Verbindung gebracht. Der von Eike von Repgow verfasste „Sachsenspiegel“  war im Mittelalter das bedeutendste deutschsprachige Rechtsbuch, quasi ein Vorgänger unseres heutigen bürgerlichen Gesetzbuches.

In den Räumen der Burg wird in einer Dauerausstellung die Geschichte der Burg und alles Wissenswerte zum Sachsenspiegel präsentiert. Auf dem Gelände der Burg befindet sich eine Falknerei mit verschiedenen Greifvögeln. In den Sommermonaten finden Vorführungen statt und man kann die Greifvögel in freiem Flug bewundern.

Leider reichte die Zeit nicht, die Innenräume der gut erhaltenen Burg sowie die Falknerei zu besichtigen. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es wieder über den Eselstieg steil bergab.

Zurück im Tal blieb noch kurz Zeit für ein Eis oder Kaffee im Gasthaus „Zum Falken“. Dann ging es mit dem Bus zurüch nach Bad Suderode.

An unserem letzten Tag in Bad Suderode unternahmen wir noch eine Wanderung rund um Bad Suderode und Stecklenberg.

Durch einen dichten Wald ging es über schmale Pfade von Bad Suderode nach Stecklenberg. Dort erreichten wir das Gelände der alten Calziumquelle. Auf diesem Gelände befindet sich ein schöner Wandertreff und am Hang befinden sich Sitzbänke. Ob dort Theateraufführungen stattfinden, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

Die Calziumquelle bei Stecklenberg
Der Wandertreff an der Calziumquelle

Vom Wandertreff ging es weiter bergauf zur Ruine der Stecklenburg. Vom Gelände dieser Ruine hat man einen schönen Blick auf den Ort Stecklenberg, einem Ortsteil von Thale.

Die Ruine der Stecklenburg
Ein schöner Blick von der Stecklenburg auf Stecklenberg

Jetzt wurde es noch einmal etwas sportlich. Von der Stecklenburg ging es weiter hoch auf den Burgsberg (356 m). Auf dem Burgsberg befinden sich die Ruine der Vorburg und die Hauptburg der Lauenburg.

Die Vorburg der Lauenburg

Die noch recht gut erhaltene Vorburg wurde zu einem Aussichtsturm erweitert. Von der Aussichtsplattform hat man einen schönen Ausblick auf das Harzvorland und bei guter Sicht kann man die Teufelsmauer erkennen.

Ein botanisches Highlight erwartet uns über dem Torbogen der Hauptburg. Die Linde wurde Anfang des 20. Jahrhunderts bei Ausgrabungen freigelegt.

Die alte Linde über dem Torbogen der Lauenburg

Weiter ging es über schöne naturbelassene Waldpfade vorbei an der Georgsquelle.

Die Georgsquelle

Die Zeit ließ es zu, dass wir einen kleinen Abstecher zum Wolfsbergblick machen konnten. Die Büsche und Gräser am Pfad haben sich teilweise den Pfad erobert. Der „dornige“ Abstecher dorthin hat sich aber gelohnt. Wir fanden ein lauschiges Plätzchen mit einem Ausblick bis Quedlinburg vor.

Am Wolfsbergblick – kleiner Stopp mit Ausblick

Weiter ging es zum Preussischen Saalstein oberhalb des Kalten Tals. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals liegt der Anhaltinische Saalstein. Hier verlief früher die Grenze zwischen Preussen und Anhalt.

Nun ging es steil – sehr steil – bergab ins Kalte Tal. Unten im Kalten Tal erreichten wir nach kurzer Zeit die zu Bad Suderode gehörende Mühlenradanlage, die Lessinghöhle und den Felsenkeller.

Zurück in Bad Suderode – Mühlenrad am „Kalter Tal Bach“

Im Felsenkeller ließen wir es uns dann noch einmal so richtig gut schmecken, bevor es durch den Kurpark zurück zum Hotel ging. Die Koffer waren bereits gepackt und unser Bus wartete schon auf uns.

Vor der Abfahrt dann noch schnell ein Abschiedsfoto vor dem schönen Hotel Kehrwieder, zu dem das gegenüberliegende Kur-Café gehört.

Unser Abschiedsfoto vor dem Hotel „Haus Kehrwieder“
Unser „Kleiner Harzer“ HJK-Bus wartet schon vor dem Kur-Café

Unser Busfahrer Dagobert hat uns sicher und bequem wieder nach Bremen zurückgebracht. Es war ein schönes Wanderwochenende.